Jetzt kenn ich selbst so einige „Ja, ABER-Menschen“ und nach einiger Reflexion versteh ich auch das Muster dahinter. Sehr oft dient dieser Abwehrmechanismus der Selbstwertregulation, indem defizitäre unreife Charakterstrukturen alles abwehren, was die eigene Ego-Identität bedrohen könnte.
Das Selbst würde sich so nicht verteidigen, aber rigide Kontroll-Anteile, mit einem starken Bedürfnis nach Sicherheit, Struktur & Abgrenzung reagieren so.
In dieser stabilisierenden Illusion gefangen kämpfen sie oft verbissen darum Recht zu haben, damit ihre Wirklichkeit, die eigene Bubble nicht platzt. Kennen wir alle, nicht nur von anderen 🙂
Im NLP deklariert man Menschen mit dieser Metatendenz – den Unterschied zu erkennen und eine Gegenposition einnehmen – auch als Mismatcher oder Polarity Responder.
Mismatcher
.) widersprechen, auch wenn sie eigentlich der gleichen Meinung wären,
sagen prinzipiell das Gegenteil
.) tun gerne „klugscheißen“
stellen vieles klar, was eh klar war
.) oder
versuchen das Gesagte oder Geleistete zu toppen, eins draufzusetzen.
wissen alles schon seit mindestens 20 Jahren und noch vieles mehr.
.) sind oft pessimistisch, finden jedes Haar in der Suppe und die Kommunikation mit ihnen kann sich zäh und erschöpfend anfühlen.
Natürlich hat diese Verhaltenstendenz, dieses Metaprogramm, wie man es im NLP nennt, auch seine Vorteile. Sie können als Anwalt des Teufels blinde Flecken aufdecken, indem sie genauer hinschauen und alles hinterfragen. Ich war früher deshalb beim Korrekturlesen so gut und beim Zensieren des eigenen Geschriebenen und hatte immer alle Details genau im (ängstlichen) Auge (sehr anstrengend und oft ressourcenvergeudend).
Wie aber jede Überlebensstrategie ist dieser übergenaue Blick aufs halb leere Glas auf Dauer nicht wirklich dem Leben, der Leichtigkeit & Freude dienlich und die Performance könnte auch viel besser sein. #versuchsmalmitdemparetoprinzip
Zu diesem Thema passend gab mir vor langer Zeit mal ein Freund den Beziehungstipp: „Denk dir einfach sie hat Recht und du hast deine Ruhe„, was eigentlich ein sehr weiser Rat war. Ich verstand nämlich, dass wenn sie (die andere Person) Recht haben darf, muss ich nicht ständig alles besser wissen, meine Meinung vehement vertreten, nur um selber Recht zu haben.
Die Erkenntnis ging tief! Die Ruhe, die sich dadurch in mir ausbreitete, das Gefühl in Ordnung und längst nicht mehr in Gefahr zu sein, diese Selbst-Befreiung ermöglichte es aus dem alten Verteidigungsmodus (fight), der pubertären Trotz-Gegenidentität immer öfter auszusteigen!
Dadurch kann man mit dem anderen aufrichtig in Kontakt treten, sich wirklich austauschen, nimmt nicht mehr alles so persönlich, hört nicht nur, was man hören will, um im Drama zu bleiben, sondern kann vlt. zum ersten Mal richtig zuhören, sich empathisch einfühlen und das Gegenüber verstehen.
Grundsätzlich handelt es sich wohl um ein Bindungsthema, was sonst. Eine Vermeidungsstrategie, eine Abwehr von allem, was gefährlich schien, das Ego als Ersatz fürs Selbst bedrohte, das sich so aber nicht entwickeln konnte.
Wer sich so durchs Leben kämpft, hält keine andere Meinung oder gar Kritik aus. Da hilft natürlich alles planen, ordnen, strukturieren, die Umwelt passend selektieren, um Neues und Fremdes abzuwehren.
So „lebt“ man in einem selbstgeschaffenen Gefängnis, ist Wärter und Insasse zugleich, aber hat mit Hingabe, Zulassen, Spontanität, mit einem lauten „Ja zum Leben sagen“, nichts am Hut.
Was tun wenn man solche KollegInnen, solche MItarbeiterInnen hat, die man eigentlich sehr schätzt, fachlich top, aber oft kaum auszuhalten sind und die ständigen Konflikte die Beziehungsebene, das Arbeitsklima gefährden?
.) Einzelcoaching – eine anständige Teilearbeit wirkt natürlich Wunder, damit man aus dieser Coping-Strategie aussteigen kann.
.) ein Führungskräftetraining wär sicher auch hilfreich, um einen besseren Umgang mit Mismatchern zu erlernen oder sie besser einzusetzen, um ihre Stärken auszuspielen.
.) ein ordentliches Kommunikationstraining (Sprachkniffe & Wordingtools) für die MitarbeiterInnen, die z.B. schwierige Kunden haben
.) eine bewusst machende Schulung zur Thematik inklusive Selbstreflexion & einem Achtsamkeitstraining, um im Alltag auf sich selbst, das eigenen Denken, Fühlen & (Sprach-) Handeln besser Einfluss nehmen zu können.
.) Als Integrationsübung könnte man ja wie im Film von Jim Carrey, „Der Ja-Sager“ ein paar Mal am Tag einfach Ja sagen. Das wär sicher ein cooles Experiment, ein mutiges Next Level Mentaltraining mit sicherlich genialstem Ausgang.
.) Privat kann man ja klein anfangen und sich beim Essen bestellen, statt einer Pro- & Kontraliste, dann doch das Falsche wählen und dich dann beim Kellner beschweren, einfach mal essen, was der neben einem isst oder dem ersten Impuls folgen. Wäre auch ein gutes Intuitionstraining.
.) oder im nächsten Gespräch dem anderen „Du hast Recht“ sagen und aushalten, wie sich das anfühlt oder vlt. sogar mal tun, was man sich andere schon so lange von einem wünschen.
🙂 Einfach mal nachgeben, mitgehen, Raum schaffen, dem Leben den Vortritt lassen und sich darauf freuen, was sich so alles ändern wird!
P.S.: Ich hab dazu vor längerer Zeit auch mal ein Video gemacht, anbei: https://youtu.be/bb1T8y_ZfOY?si=jwvUCrP4ustbI0Fy
agilebrain. evolutional. Wie Du
P.S. Falls Du beim Lesen öfter als 3 x Ja, aber gedacht hast, dann ists Zeit für:
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